Filmstart am 7.5.2023

The Dust of Modern Life

Deutschland/F 2021
82 Min.

Inhalt

Liêms verstorbener Vater lehrte ihm, sich durch das Dickicht des Urwalds zu schlagen, Tiere zum Essen zu erlegen, seine Seele und den Körper von den Überforderungen des Alltags zu reinigen. Seit seiner frühesten Kindheit zieht er dazu einmal im Jahr in den Dschungel, um diese archaische Lebensweise zu praktizieren – eine uralte Tradition, die den männlichen Sedangs vorbehalten ist und von Generation zu Generation weitergegeben wird. Doch der Dschungel ist nicht mehr das, was er noch in Liêms Kindheitstagen war: statt Affen, Wildkatzen und Hirschen, werden Ratten und Frösche gefangen. Mit dem Schwinden von Flora und Fauna, scheint auch die uralte Tradition der spirituellen Reinigung zu verblassen. Denn die nächste Generation, zu der auch Liêms Sohn Quang gehört, fehlt es an Interesse – sie beobachten nicht, wollen nichts lernen, so der Vorwurf.

 

In ihrem Langfilmdebüt verhandelt Franziska von Stenglin ein Thema, das bereits früher Gegenstand ihrer künstlerischen Auseinandersetzung war: Formen des Rückzugs aus den Anforderungen des Alltags. Mit The Dust of Modern Life begibt sie sich in das Spannungsfeld zwischen Moderne und Tradition, Globalisierung und Autonomie, Kapitalismus und alternativen Wirtschaftsformen und zeigt dabei Momente des Umbruchs auf. Das zeigt sich zum Beispiel in dem zentral angebrachten Lautsprecher, der als Tor zur globalisierten Welt fungiert und den Makrokosmos des alltäglichen Lebens der Dorfbewohner*innen beschallt. The Dust of ModernLife greift damit einen weltweit-verbreiteten und in vielfältigen Gestalten auftretenden Wunsch auf: den Wunsch, sich vom Alltagsstress zu reinigen. Die Allgemeingültigkeit des Themas schafft eine Verbindung zur eigenen Lebensrealität und bewegt sich über die Grenzen des zentralen Hochlandes von Vietnam.

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