Filmstart am 15.7.2022
X
105 Min., frei ab 16 Jahren
Inhalt
Ein Klassiker des Terrorkinos der damaligen Zeit drängt sich schon nach wenigen Minuten als Referenzpunkt auf. Wer Tobe Hoopers einflussreichen Hinterlandschocker The Texas Chainsaw Massacre von 1974 kennt, dürfte sich mehr als einmal an diesen Meilenstein des Grauens erinnert fühlen. Auch bei West bricht nämlich in den Sommermonaten eine Gruppe vorwiegend junger Menschen in einem Van zu einer Fahrt ins ländliche Texas auf und erlebt dort ein böses Erwachen. Gekreuzt wird mit einer Ebene, die andere filmische Bezüge aufmacht: Die Protagonist*innen von X wollen Ende der 1970er-Jahre den erblühenden Pornomarkt erobern, der, anders als Hollywood, ein Tummelplatz für Do-it-yourself-Akteure ist. Alles, was man braucht, sind ein taugliches Equipment und Darsteller*innen, die sich vor der Kamera entblößen.
The Farmer’s Daughters heißt das Kleinod, mit dem Pornoaktrice Maxine 1979 endlich durchstarten möchte. Zusammen mit ihrem deutlich älteren Freund Wayne, dem Produzenten des Films, den ebenfalls in Schauspielrollen auftretenden Bobby-Lynne und Jackson sowie dem völlig überzogene künstlerische Ansprüche verfolgenden Nachwuchsregisseur RJ und dessen Freundin Lorraine checkt die junge Frau in das Gästehaus eines alten Ehepaares ein, das ohne dessen Wissen als Drehort des Sexstreifens dienen soll. Keine allzu gute Idee, wie sich schon kurz nach der Ankunft zeigt.
Heimlich, still und leise drehte Ti West während der Corona-Pandemie ein neues abendfüllendes Werk ab, das sich mit seiner größten Leidenschaft befasst: dem Horrorkino vergangener Tage. Überraschte der oft als Regisseur, Drehbuchautor, Editor und Produzent in Personalunion auftretende US-Amerikaner 2016 noch mit seiner Westernhommage In a Valley of Violence, verneigt er sich mit „X“ nun vor den Backwoods- und Slasher-Arbeiten der 1970er-Jahre, ohne allerdings in Ehrfurcht zu erstarren. Will heißen: Genreregeln und -klischees werden durchaus unterlaufen. Wie so oft in seinem Schaffen setzt der Regisseur dabei auf einen lange nur bedrohlich brodelnden Ansatz, über eine wiederkehrende unheimliche Melodie, plötzlich am Bildrand auftauchende Gestalten, ominöse Blicke und einige feindselige Bemerkungen.